Erster Tag

Mein erster kompletter Tag in der Klinik. Ich habe schecht geschlafen, bin erst gegen Mitternacht eingeschlafen. Naja: es ist ein fremdes Bett, und ich habe am Tag zuvor ja bis fast Mittags geschlafen.

Ich lese z.Zt. das Buch “Stab und Quelle” von Maria Calasanz Ziesche, einen historischen Roman über den heiligen Pirminius1. Die Autorin lässt ihn in seiner Zeit auf der Insel Reichenau des öfteren einen alten Eremiten aufsuchen, der an einem kleinen See zwischen den beiden Armen des Bodensees lebt. Bei einem dieser Besuche fragt ihn der alte Eremit, in Anspielung auf den reichen Jüngling im Neuen Testament: “Was hast du Gott zu verkaufen?” Diese Frage wird ihm im weiteren Verlauf des Buches noch öfter begegnen: Mal geht es um sein iberisches Temperament (er soll aus Spanien stammen), mal um die Sorge um das Kloster, und noch einiges mehr.

Auch mich trifft diese Frage. Da war/ist so Vieles, das ich machen wollte: An der Homepage meiner Gemeinde weiterarbeiten (das stand aktuell für die Zeit zwischen Silvester und Epiphanias auf meinem Plan, aber dann kam die Einweisung wegen Leukämie), und natürlich meine Arbeit als GUI-Entwickler. Dazu kommt ein Redesign meines Python-Programms, das die Stundenpläne meiner Frau (sie ist Lehrerin und für die Stundenpläne ihrer Schule zuständig) in DIN-A4 (HTML plus CSS) umwandelt. Das alles muss jetzt liegen bleiben.

Fußnoten


  1. Pirmin(ius) lebte im 8. Jahrhundert. Er gilt als “Missionar des Oberrheingebiets” und gründete unter anderem die Klöster Reichenau (auf der gleichnamigen Bodensee-Insel) und Hornbach in der Pfalz. Insgesamt werden 12 Klöster mit ihm in Verbindung gebracht, teils als von ihm gegründet, teils als von ihm reformiert (was anscheinend vor allem heißt, dass er die benediktinischen Ordensregeln einführte und damit die Columbans des Jüngeren ersetzte).

    Kloster Hornbach bildet meine persönliche Verbindung zu Pirmin, denn um dieses Kloster herum entstand jenes Städtchen gleichen Namens, in dem – mehr als 1200 Jahre nach seinem Tod – ich das Licht der Welt erblicken sollte. ↩︎