Viele Neuigkeiten

Heute ist zum ersten Mal der Stationsarzt bei der Visite dabei. Nachdem ich ihn bisher nicht gesehen hatte, nehme ich an, dass er bis jetzt im Urlaub war.

Er schließt zunächst die Ringerlösung an, fragt dann aber nach meinem Trinkverhalten: “Schaffen Sie 2 Liter am Tag?” “Locker”, antworte ich. Ich hatte mal Probleme damit (so dass die Ringerlösung sinnvoll war), aber inzwischen geht das wieder1. Er stöpselt mich gleich wieder ab. Es sei ihm wichtiger, dass ich mich bewege. Nach der Visite nehme ich den ersten Spaziergang auf dem Stationsflur in Angriff. Zwei weitere werden im Laufe des Tages folgen.

Die ersten Ergebnisse der Knochenmarkpunktion vom Freitag liegen vor: Der Anteil der “blastären Zellen” im Knochenmark bewegt sich im gewünschten Bereich. Das sind nicht, wie ich zunächst dachte, “Leukämiezellen”, sondern allgemein die unfertigen Vorstufen der Leukozyten, und die müssen ja da sein (im Knochenmark, nicht im Blut). Ich bin also “in Remission”. Man werde mir ein Medikament spritzen, das das Wachstum des Knochenmarks anregt, so dass mein Immunsystem schneller wieder “auf die Beine” kommt.

Von der ersten Knochenmarkpunktion liegen inzwischen auch die Ergebnisse der zytogenetischen Untersuchungen vor, die aber keine neuen Erkenntnisse brachten. Ich bin also nach wie vor in der mittleren Risikogruppe – es wurden weder Mutationen gefunden, die für die geringe Risikogruppe sprechen, noch welche, die für die hohe Risikogruppe sprechen.

Der Stationsarzt sagt, ich hätte meine Sache bisher sehr gut gemacht. Dabei weiß ich garnicht, was ich denn irgendwie besonderes gemacht hätte. Ich gebe das Lob “nach oben”, also an Gott, weiter. Dass meine Krankheit zu seiner Ehre dienen soll – wie auch immer er das macht – war für mich sehr früh klar: “ad maiorem Dei gloriam”.

Footnotes


  1. Ich komme im Laufe dieses Tages auf fast drei Liter Leitungswasser, plus eine Tasse Kaffee zum Frühstück, plus eine Tasse Tee zum Abendessen. Dazu in der Nacht etwa ein weiterer halber Liter Wasser. ↩︎