Durchbruch

Gegen 03:15 Uhr bitte ich darum, meine Temperatur zu messen; einerseits ist mir seitlich an den Oberschenkeln fröstelig, andererseits fühlen sich Brust und Rücken sehr warm an, als wollten sie in Kürze losschwitzen. Ergebnis: 39,1°C. Und ich hatte schon gehofft, die Fieberzeit sei vorbei, nachdem ich so lange nicht gefröstelt hatte. Immerhin ist der Abstand zum vorherigen Fieber deutlich länger geworden (die letzten Fiebersenker hatte ich am Vortag um 19:50 Uhr genommen).

Der Fiebersenker tut seine Wirkung. Ich brauche ein wenig, um wieder einzuschlafen, aber dann schlafe ich gut. Als ich um 06:30 Uhr erwache, ist mein Bett nass geschwitzt.

Bei der Schwesternvisite um 07:00 Uhr wird es komplett neu bezogen. Meine Temperatur beträgt jetzt erstaunlich niedrige 36,0°C.

Bei der Arztvisite beginnt der Stationsarzt am Fenster, weil der dortige Zimmernachbar heute entlassen wird. Dann das Bett in der Mitte, als letztes bin ich dran (mein Bett steht am nächsten zur Tür). Da sagt er: “Warum trage ich dieses Ding eigentlich?” und nimmt den Mundschutz ab, den er die ganze Zeit getragen hat. “Sie sind bei 2500 Leukozyten.” (Stand gestern abend; die Ärztin hatte ja nochmal Blut abgenommen.) Der Port darf noch bleiben. Man wird aber vor meiner Entlassung eine Art Nagelprobe machen: Über den Port wird Blut abgenommen, er wird gespült (ohne Antibiotikum), und dann wird abgewartet, ob es zu einem neuerlichen Infekt kommt. Wenn ja, war der Port schuld.

Noch während der Stationsarzt bei mir ist, kommt ein Pflegeschüler herein (der einzige, der zur Zeit auf der Station ist). Er steht noch in der Tür und zieht sich den Mundschutz ordentlich an, da sagt ihm der Arzt, dass das nicht nicht nötig sei, die Isolation sei aufgehoben.

Als er nachher aus dem Zimmer geht – der Arzt ist schon weiter – fragt er mich: “Wie war das? Das Schild kann weg?” Das bestätige ich ihm gerne, und er nimmt das Schild mit. Damit entsteht aber eine Situation, die die Putzfrau verwirrt: Sie sieht kein Schild mehr, wohl aber den Ständer mit Kitteln, Mundschutz etc. Irgendjemand vom Pflegeteam geht gerade rein oder raus, und so höre ich durch die offene Tür eine irritierte Stimme in leicht gebrochenem Deutsch die Frage stellen: “Ist wieder normales Zimmer?” Auch ihr erleichtert das massiv die Arbeit: Sie trägt beim Putzen nämlich nicht nur Mundschutz, sondern auch einen Kittel. Ob sie das wirklich muss, ist mir unklar, denn auch sie arbeitet nicht in Straßenkleidung.

Gegen 14:45 Uhr, ich fühle mich irgendwie heiß, wird wieder Temperatur gemessen: 39,1°C. Also gibt es wieder einen Fiebersenker, intravenös, der parallel zu der nicht lange davor angehängten Bluttransfusion einläuft. Eine Arzthelferin nimmt wieder Blutkulturen ab.

Vorsichtshalber möchte man auch nochmal ein CT von der Lunge. Meine Infusionen (Blut und Fiebersenker) müssen solange pausieren.

Nach einem langen Tag kommt meine Frau auf dem Heimweg noch kurz vorbei: Sie möchte die wieder gewonnene Möglichkeit zur Nähe wenigstens kurz nutzen, zumal sie morgen nicht in München sein wird. Wir beide genießen es, uns endlich wieder umarmen und küssen zu können.

Da sie mit U-Bahn- S-Bahn und Bus unterwegs ist, muss sie bald aufbrechen: Irgendwann fahren für uns geeignete Busse nur noch im Stundentakt vom Bahnhof Wolfratshausen ab.

Related Articles