Nachsorge in der Pandemie

Die 5 Jahre seit der Diagnose sind inzwischen um, ohne dass es Hinweise auf ein Rezidiv gibt. Die letzte Untersuchung war im November, noch innerhalb der 5-Jahres-Frist, von daher musste ich noch einmal nach einem halben Jahr “antreten”.

Da noch immer die Corona-Vorsichtsmaßnahmen gelten (mindestens 1,5 Meter Abstand halten, Mund-Nasen-Schutz tragen, kein Händeschütteln, …), hatte ich mich im Voraus vergewissert, dass der Termin stattfindet. Und nun war ich gespannt, wie es heute ablaufen würde. Als erstes wurde mir am Eingang ein neuer Mund-Nasen-Schutz übergeben mit der Aufforderung, diesen statt des mitgebrachten zu tragen. Meinen Einwand, der der, den ich trug, ja auch von der Klinik war1, ließ man nicht gelten.

Die ersten Blutwerte sahen gut aus (das komplette Blutbild mit allen interessierenden Werten dauert länger), so dass man auf eine Knochenmarkpunktion verzichten konnte. Ich hatte eine große Untersuchung erwartet, mit Herzecho, EKG, Lungenfunktionstest und was ich am Anfang der Nachsorge so alles mitgemacht habe, aber auch die fand nicht statt.

Das war der letzte Termin im Halbjahrestakt. Ich solle von nun an mich einer jährlichen Kontrolle unterziehen (das werde bleiben), wahlweise hier in der Ambulanz oder beim Hausarzt. Das war schon bei meinem letzten Besuch angekündigt worden, so dass ich genug Zeit hatte, mir die Antwort zu überlegen. Ich entschied mich für die Klinik, einfach um der größeren Expertise in diesem Spezialgebiet willen. Nächster Termin: 17.05.2021. Beim Hausarzt werde ich wahrscheinlich trotzdem zwischendrin mal ein Blutbild machen lassen.

Außerdem solle ich die üblichen Vorsorgeuntersuchungen machen –Prostata, Darm, und insbesondere Haut. Für Hautkrebs gebe es bei AML-Patienten ein leicht erhöhtes Risiko, im Fall einer Knochenmarktransplantation sogar ein deutlich erhöhtes Risiko.

Nun konnte ich kurz vor 10 Uhr, schon auf dem Weg nach draußen, meiner Frau eine SMS schicken, dass ich bereits fertig sei und alle Werte in Ordnung. Da wir uns verabredet hatten, wenn möglich gemeinsam nach Hause zu fahren (wir waren mit dem Auto gekommen), setzte ich mich draußen auf eine überdachte Bank und las in einer mitgebrachten Computerzeitschrift. (Da es etwas kühl und regnerisch war, zog ich mich später zum Warten in die U-Bahn-Station zurück.) Normalerweise wäre ich zur Arbeit gefahren, aber in Erwartung umfangreicherer Abschlussuntersuchungen (siehe oben) hatte ich mir den ganzen Tag frei genommen, und das genoss ich jetzt. Wegen der Corona-Einschränkungen konnte ich sowieso nicht spontan im Büro erscheinen.


  1. Ich hatte mich im Hinblick auf die ambulante Chemotherapie im Vorfeld im Internet nach Mundschutzmasken umgesehen und verschiedene Modelle gefunden. Deshalb hatte ich (damals noch stationär) nachgefragt, worauf dabei zu achten wäre. Als Antwort wurde mir eine noch geschlossene Packung in die Hand gedrückt mit den Worten “Wissen Sie was, ich gebe Ihnen die mit” (oder so ähnlich). Da diese Chemo dann aber nur einmal stattfand, blieb ein großer Teil dieser Masken ungenutzt – und erweist jetzt in Corona-Zeiten als nützlich. ↩︎

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