Alarmierend

Ende Oktober hatte ich unseren Sommerflieder zum letzten Mal in diesem Jahr von abgeblühten Blüten “befreit”. Ausnahmsweise trug ich keine Gartenhandschuhe, und das hat sich gerächt: ich hatte mir prompt einen Spreißel eingefangen (am Mittelfinger, zwischen Nagel und dem äußeren Gelenk). Ich hatte es zwei oder drei Tage später bemerkt und versucht, ihn mit einer Nadel zu entfernen, scheine ihn aber nicht erwischt zu haben. Das Ganze hat sich entzündet; eine weitere Entzündung hat sich am Ringfinger gebildet, vermutlich wegen eines abgezupften Hautzipfelchens am Nagelrand.

So bin ich dann ab dem 10. November deswegen beim Hausarzt, zunächst zweimal pro Woche; die Ärztin versucht jeweils, den hellen Holzsplitter zu finden und zu entfernen, anschließend gibt es einen Verband mit Betaisodona-Salbe (die ich auch verschrieben bekomme und selber appliziere). Nach mehreren Terminen gibt sie die Suche nach dem Splitter vorläufig auf – die Wunde soll abheilen, damit man eine Chance hat, den Übeltäter zu finden.

Gegen Ende November, meine Termine sind jetzt nur noch einmal wöchentlich, ist sie für eine ganze Woche zu einer Fortbildung (die wegen Corona online stattfindet) und wird von einer Kollegin vertreten. Wir versuchen es mit Antibiotikum, das aber auch keinen großen Erfolg zeigt.

So wiederhole ich am 3. Dezember den Vorschlag, angesichts meiner Vorgeschichte ein Blutbild zu machen. Ergebnis: Fast alle Werte sind in Ordnung, es gibt aber 4% Kernschatten. Kernschatten? Sicher nicht die aus der Physik. Eine Internetrecherche führt zu den Gumprechtschen Kernschatten, das sind zerplatzte Leukozyten. Sie sind typisch bei chronischer lymphatischer Leukämie, können aber auch andere Ursachen haben, u.a. durch Fehler beim Transport entstehen.

Beim nächsten Besuch am 9. Dezember wird deshalb nochmal Blut abgenommen. Jetzt haben wir 5% Kernschatten (normal sind weniger als 1%), außerdem ist der Anteil der Segmentkernigen Granulozyten (man erinnert sich: mit denen gab es schon früher Probleme) von 38% auf 26% gefallen (Normalbereich: 40-70%) und die Zahl der Monozyten – zur Abwechslung als absolute Zahl angegeben – von 490 auf 1380/µl gestiegen und damit deutlich außerhalb des Bereichs 150-680/µl. Meine Beunruhigung wird zum Alarmzustand.

Die Ärztin (inzwischen wieder die erste) findet diese Werte allerdings nicht beunruhigend, äußert aber angesichts meiner Vorgeschichte Verständnis für meinen Wunsch, das in Großhadern abklären zu lassen.